17. Mai 2019

Liebe Plößnig!

Auch in mir wohnt eine, in meinem Empfinden zu tiefst unbegründete Traurigkeit. Es hat im vergangenen Monat 100l geregnet, die Natur kehrt trunken zum Alltag des Frühlingserwachens zurück und die Vögel singen ihr kosmisches Lob.

Vorhin las ich einen Artikel im Zeitmagazin, in dem sich eine Polizistin als Grüne outet. Auch von den „anständigen“ Kollegen wurde sie als Nestbeschmutzerin getadelt. In der ehemaligen DDR sei das noch schlimmer als im Westen, wo die Grünen ja schon ein bisschen etablierter sind.
Partei für die Natur zu ergreifen, dem ( vom Menschen)  selbst verschuldeten Klimaveränderungen in die Augen zu sehen und nicht nur in die Poritze und sich schließlich mit Flüchtlingen in ein Boot zu setzen, schafft eben Feinde. 
Ich frage mich: was steht drüber? 
Was steht über  dieser tadellosen Angst, – letztlich vor sich selbst?

Literatur, oder wenigstens der Versuch zu schreiben, was unsagbar scheint, ist die Flucht in den Augenblick des Trostes, der nicht länger anhält als eine kurze Schnabelbewegung des Singvogels.

Die Natur zieht uns in ihr Sterben um zu leben. Was anders kann Sex schon sein?

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