25. Oktober 2016

Lieber Linhart!
jesuitenkircheweb
In Wien sehe ich hauptsächlich Menschen mit sauber geputzten Schuhen. Passend dazu in einer Kirche der Innenstadt: Gewänder des Übergangs. 2 überdimensionierte Kleider hängen nebeneinander vom Gewölbe herab. Eines in Weiß das andere in dunklen Farben. Da muss ich Vergänglichkeit denken. Der Anblick rührt mich, obwohl das alles gar nicht so zart daher kommt. Ein Gewand abstreifen, ein anderes überstreifen. Ich für meinen Teil verwandle mich am liebsten von der Geschäftigen zu einem Betthupferl. Ganz ohne Hintergedanken. Und dazu brauch ich nicht mal ungeputzte Schuhe.

Unlängst hörte ich einem renommierten Naturwissenschafter während eines Vortrages zu. Er meinte, wir brauchen eine neue Romantik: Das an der Welt sehen und in die Welt setzen, was ich für schön halte. Es ist erstaunlich für mich aus dem Mund eines Wissenschaftlers zu hören, was Sie mir schon seit Jahren versuchen begreiflich zu machen. Werd ich ihnen jetzt eher glauben?

Wohin führt Sie mein Gesichtsausdruck?

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