Liebe Plößnig!
Dass sie mich bei unserem ersten gemeinsamen Ausflug nach Ungarn schleppen, mich als Chauffeur anstellen (um nicht degradieren zu sagen), mit mir essen und schlafen gehen, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorzustellen getraut. Echt gelungen. Wem verdanke ich das? Diesem Wiener Künstler mit Györer Wurzeln, auf dessen Spuren sie waren? „Jeder Zentimeter eine Geschichte“ schreiben sie über ihn. Geniale Formulierung. Da ist ein Katalog im Entstehen. Ich hätte gerne ein Exemplar, bitte.
Vier Flüsse vereinen sich in Györ, die kleine Donau bringt sie dann in die Große. Da sie mir relativ viel frei gegeben haben, konnte ich mir ein elegantes Bild von dieser sympathischen Stadt machen. Einst letzte Bastion gegen die Türken vor Wien, heute mit Thermalbad mitten in der Stadt, so groß wie Klagenfurt. Ich möchte nicht wissen, was politisch in dem Land vorgeht. Normalerweise bekomme ich einen Ausschlag bei rechtsnational. Ich sehe Studenten und einfache Menschen auf Rädern. Relativ wenig Snobismus. Das ist erholsam. Gut, das große Audiwerk haben wir ja nicht besucht, auch nicht die Modelleisenbahnfabrik. Dafür die große Donau, immer noch das Völkerverbindendste, was wir haben. Beim Reisen braucht man Augenzwinkern und keine Blindenschleife. Ich finde sie reisen gut, auch wenn ich fahre.
Ihr Leibchauffeur
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