Lienz
Lienz war damals noch sehr beschaulich und einen Garten rund um das Stadt-Haus zu besitzen, der Normalfall. Meine Großtante lebte in solch einem Haus mit großem Garten. Er unterschied sich in Vielem von den Gärten, die ich vom Mölltal kannte. Unter anderem dadurch, dass das Klima des Lienzer Talbodens deutlich wärmer war als jenes des Tales zwischen Heiligenblut und Winklern. Auf jeden Fall gab es im Garten meiner Großtante ein früheres Frühjahr, längere Sommer und einen ausgedehnteren Herbst. Das schlug sich zum Einen in den dort vorherrschenden Gerüchen nieder
(…die hochsommerliche Feuchtigkeit des Morgentaus zwischen den Apfel und Birnbäumen, die brütend heiße Sonne gelehnt in die hölzerne Gartenlaube, die ausladenden Komposthaufen in der hintersten Ecke des Grundstückes,…), zum Anderen in der Auswahl der angebauten Pflanzen und Früchte:
Sehr frühe Erdäpfel, Kopfsalat, Zuckerhut und Endivien, Astern, Löwenmäulchen und Schleierkraut, Buschbohnen, Tomaten hochgezogen am Holzstab, Marillen am Spalier an der Hauswand und lange Reihen von schwarzen, roten und weißen Ribisel. Diese zu pflücken bedeutete für uns Kinder immer einen absolut langweiligen Tag zu verbringen, hockend unter einer Ribiselstaude, ausgestattet mit einem 10l Kübel und dem nachdrücklichen Auftrag: „Der muss voll werden!“. Ribiselsaft schmeckt mir bis heute nur sehr bedingt.
In meiner Werkstatt muss ich mich dieser Tage entscheiden, wie ich mit getöpferten Erinnerungsstücken weiterverfahren möchte:
Ungebrannter Ton verändert sich bei Regenwetter drastisch, zerfließt und wird zu Erde (deshalb ist es auch so sympathisch leicht, Lehmhäuser zu recyceln!),
gebrannter Ton kann Jahrtausende überdauern…
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