29. Februar 2016

rhein
Liebe Plößnig!

Alle 4 Jahre ist ein Schalttag. Dieser Tag passt zu mir. Das Wesentliche ist immer vier Jahre alt, so wie die Himmelsrichtungen. Als Sie mir letztens schrieben, spielte ich, eigentlich erfolgreich, in der Wildpferdestadt Dülmen, nördlich des Ruhrpotts. Einen Tag später war ich das erste Mal in Köln.
13.2.2016
Apfel, Ingwer, Orange im Becher. In der Auslage: 8 Polizeiwagen am Platz vor dem Kölner Dom. Ort der niveaulosen kriminellen Silverstergrabscherei. Touristenherden um die Kirche mit den großen Doppeltürmen, die in der Gotik nicht finanzierbar waren. Kriegsphotos an der Dommauer. Zerstörung hat immer einen Namen. Seltsam, der Dom an sich überrascht mich nicht, nur seine Größe.
Viel von allem – viele Arbeitsplätze, viele Türken. Vieles ist nicht schön. Lieber das kleine Glück im großen Herzen, als Platzangst davor.
Stadtrundfahrt. Allein im Bus trotz vieler Touristen und leider nicht per Schiff am Rhein. Lustvolle Trauer oder traurige Lust? Mein Innen reagiert äußerst sporadisch.

“Ich möchte so gerne in einen Innenraum treten/Auf leisen Sohlen, splitternackt, ….. oder wenigstens Mitternacht.”

Kranhäuser am Rheinhafen für Gestörte. (“Gestopfte” nimmt mein Tablet nicht.) Soll ich im Schokolade-museumscafé am Fluss einen Kaukau trinken? Ich einige mich binnendemokratisch auf Aperolspritz und Bananen Crêpes, der rauhen See entgehend.
Ich kann mich nicht erinnern, je einen längeren Wintertag gehabt zu haben. Soviel Zeit auf einem Haufen Deutsch. Groß, breit und begradigt, so spiegelt der Rhein hiesige Verhältnisse.
Mein Hotelzimmer heute ist ein Schlafwagen. Von Köln nach Wien. Klingt zwar nicht nach Paris -Mailand, aber immerhin.

Ich kann keinen Balkon schenken/Wo sich das Abendrot in Blumen senkt/Ich kann nur das mentale Bild davon/In Seelenwelten pflanzen.

Ich kenne keine Linie/ Die nun einmal krumm uns sagt/ Beziehung ist gut aufgehoben/ Im Davor oder Danach.

Und kommt ein Sommer später/ Als geplant, doch früher als gemeint/Sitzen wir dann Hand an Hand/ In der Erinnerung von jetzt?”

P.S: 19.2.2016

Linz. Posthof. (Ihr Sohn hat heute Geburtstag.) Im Rad des Professionellen. Schön, ausgereizt, fluchtgefährdend. Und doch sind es auch nur Menschen, die hier extrem vorübergehend wohnen. Posthof, Zeitflucht am Hafen. Der Reiz des Internationalen zwischen Tatoo und Sprachwitz. Die Gesellschaft läuft jubeld davon und wir sitzen, wieder eigentlich erfolgreich, fast allein im Lokal.

 

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