21. März 2016

kissingpoint
Lieber Linhart!
Das fällt mir ein nach einer Infoveranstaltung zum Thema Dorferneuerung.
MEIN DORF.
Wer nachdenkt über das Leben im Dorf, sollte das nicht zu oft machen. Es gibt da nämlich nicht viel zu sagen. Entweder man lebt da oder man lebt da nicht. Daran gibt es nichts schön zu reden. Ich leb da. Mit einer Unterbrechung von 4 Jahren, hab ich Zeit meines Lebens in Dörfern gelebt. Ich kenn mich – was das betrifft – also aus.

Du kannst dich, wenn du in einem Dorf lebst, täglich darin einüben, wie es ist, einsam zu sein. Ich mein damit diese tiefgehende Einsamkeit, die sich vor allem darin zeigt, dass du glaubst, dich könne sowieso niemand verstehen. Ja, das zeigt sich da – Innen und Außen!

Und du triffst in einem Dorf, wenn du Glück hast, außergewöhnliche Menschen. Die Platzhirschen und Unvoreingenommene. Viele Misstrauische und ein paar wenige Vertrauensselige. Die hohe Kunst besteht darin, die jeweils richtige Dosis an Distanz und Nähe zu wahren, um dazwischen nicht aufgerieben zu werden. Das klingt anstrengend, ist anstrengend und gar nicht lustvoll. Die Lust ist allerdings hier nicht Gegenstand der Betrachtung.

AUßERGEWÖHNLICHE MENSCHEN.
Was zeichnet einen außergewöhnlichen Menschen aus?
Er ist schwer auszuhalten.
Er denkt anders als ich selbst.
Er lebt vielleicht anders als ich selbst.
Er tickt anders, als ich selbst.
Ich finde außergewöhnliche Menschen sehr anziehend und gleichzeitig strengen sie mich bald einmal an, weil sie durch das Anderssein einen großen Teil an Fremdheit und Unsicherheit hervorrufen.

Was mich in letzter Zeit wirklich ärgert: Menschen, die sehr, sehr viel Geld besitzen. Menschen, die rohe Gewalt als die richtige Lösung ansehen. Menschen, die noch mehr Geld haben und sich dadurch die Welt kaufen möchten. Und dann: Ich kann das mit der Dankbarkeit nicht mehr hören.

UNSER DORF.
Was unserem Dorf am meisten fehlt, ist der Sinn des Ganzen. Der ist uns abhanden gekommen. Oder, der ist dem Dorf abhanden gekommen. Da gibt es jeweils eine kleine Menge von Individualisten, Kapitalisten, und Traditionalisten. Das ist eben der Preis der Freiheit. Gott sei Dank. Allerdings steht im Raum, dass sich gerade etwas ändert. Obwohl wir das gar nicht so möchten, weil sich nichts ändern sollte, weil es uns doch sehr gut geht

Ändern möchten das höchstens ein paar Gelangweilte oder ein paar Neugierige.
Unser Dorf braucht etwas Lustiges.
Etwas, worüber alle einmal so richtig herzhaft lachen können.

Die Politik und die damit verbundene überbordende Bürokratie versklaven uns.
In Niederösterreich soll bis in die kleinsten Dörfer die Landespolitik mit ihren langen Armen hineinwerkeln und alles kontrollieren. Private Initiativen gibt es so gut wie gar nicht mehr, weil die Regeln, wie man etwas gestalten darf, so eng gesteckt werden oder sich so schnell verändern, dass du mit jeder Initiative einem Kleinkriminellen gleichst. ich warte schon darauf , dass bald private Feiern wie Geburtstage oder Hochzeiten mit Geschenkesteuern, Hygienevorschriften und Qualitätskontrollen konfrontiert sein werden. Das wird keine 5 Jahre mehr dauern…

Published by