22. März 2016

blickauszimmer
Lieber Linhart!
Ich muss bis Opatja fahren, um zu bemerken, wie sehr ich mich darüber freue, wenn ich freundliche Leute treffe.

Mit wem bin ich da unterwegs?

Den großen Gesten trauen.
Ich wär so gern sympathisch, berühmt und zufrieden. Was soll ich streichen, wenn ich eines von den dreien streichen müsste? Ich finde diese Wünsche zudem nicht unverschämt.

Wie gern die Kroaten ihre Autos waschen.

Jetzt wird das Meer ruhig. Ich hab angenommen, dass in einer Bucht Ebbe und Flut nicht zu erkennen sind. Darin hab ich mich getäuscht.

Unser Zimmer mit einem ersehnten und dennoch überraschend weitem Ausblick auf das Meer hinaus, hält viel Orange für uns bereit. Es stimmt uns freundlich und fröhlich. Nun schon zwei Tage lang. Wer ist dieser Mensch, mit dem ich nun schon seit Jahrzehnten Tisch und Bett teile? Der eigenen Bequemlichkeit halber oder der unauslöschbaren katholischen Sozialisation wegen. Oder gibt es diesen Menschen wirklich, mit dem ein langes geteiltes Leben zum Fest wird? Was, wenn sich das richtig anfühlt? Kein Jammern mehr?

Eine ungewöhnliche Freundlichkeit auch beim Zimmervermieter. Mit warmherzigem Enthusiasmus zeigt er uns: zuerst seinen Vater Rado, der gut Deutsch spricht und erklärt, dass er wohl nicht mehr allzu lange zu leben hat. Mit seinen schon etwas über 80 Jahren. Er fährt einen Renault …ohne Servolenkung.
Er zeigt uns unser Studio, die technischen Details der Klimaanlage, die Zugangsdaten für den W-Lan Anschluss und meint dann abschließend, wenn wir es ruhig haben möchten, wie Simon & Garfunkel es in The Sound of Silence beschreiben, müssten wir weiter nach Dalmatien fahren…

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