Juli 2018

Litschau

1 Ich habe bei dieser Kurzreise zum ersten Mal den Eindruck, dass es manchmal besser ist, weit weg zu fahren um schnell auf andere Gedanken zu kommen. Die vertrauten Plakate, die zum Feuerfest einladen, die Kirchen mit den altbekannten Heiligen in der Apsis und die Sprache halten mich fest im Alltag.

2 Die zweite Möglichkeit: in der Nähe in die Tiefe sehen. Da erlebt man noch nie gesehene Wunder.

3 Der Wetterexperte aus Litschau erklärt uns den Weg zum Gasthaus (Pertzy) am nördlichsten Punkt in Österrreich. „Mindestens zweimal denkt man sich, es geht jetzt nicht mehr weiter, da muss man durch und plötzlich, im Rottal, dem Tal der Liebe, erscheint linker Hand das versteckte gastronomische Kleinod.“ Wir folgen seinen Anweisungen und finden alles so vor, wie versprochen. Unsere Enttäuschung ist aber sehr groß. Heute Ruhetag.

4 Das Schaufenster der Greißlerei ist vollgehängt mit Kleidern, wie sie meine Großeltern noch getragen haben. Die Preise, die auf den Preisschildern ausgeschrieben stehen, scheinen willkürlich gewählt . Im Laden drinnen erschlägt dich die Patina, die über allem liegt. Es gibt schon frisches Obst und auch frisches Gebäck, Milch, Wurst. Und es gibt jahrealten Staub, der sich auf Längerfristigem versammelt hat. Nähseide, Geschenksverpackung, Waschpulver, Nylonstrümpfe. Wir kaufen eine Teigspachtel und zwei Seidenblumen. Das Erlebnis ist groß.

5 Ein ausgedehnter Golfplatz in Haugschlag. Am Abend werden mindestens 15 große Beregner eingeschaltet. In großen, weißen Fontänen wird die Fadesse der Golfspieler begossen. Wie traurig.

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