3. Februar 2019

Kommt her, ich hole Wein
Jes 56,12

Lieber Winzer Linhart!

Sie erzählten mir unlängst aus Ihrer Kindheit und ich möchte mit Ihnen jetzt über Ihre Tochter sprechen. Lange ist es bereits her, dass sie flügge geworden, das Haus spürbar verlassen hat. Heute beglückwünsche ich Sie, den Vater dieses Kindes zu dieser Beziehung! Morgen soll sie in ihrer Defensio unter anderem das verteidigen, was ihr am Wein liegt.

Was ihr am Wein liegt, hat sie zuallererst bei Ihnen lernen dürfen. Die Leidenschaft an diesem Kulturgut, an diesem widersprüchlichen Lebens- und Leidensmittel, an dieser starken Pflanze, dieser Luxusflüssigikeit. Der Wein in all seinen Entwicklungsphasen trägt gleichzeitig immer Spuren höchster Sinngebung und des Todes an sich. Grund genug, einen Teil des eigenen Herzblutes ihm zu verschreiben und wertvolle Lebenszeit mit ihm und seinen Spielarten zu verbringen.

Ich nehme an, Sie sind stolz und dankbar über dieses ungeplante Geschenk der Übereinstimmung und des unausgesprochenen Verstehens. Ich nehme an, Sie freuen sich darüber, dass Fruchtbarkeit so unfassbare Wege nimmt und zu einem sinnlichen Glück verhilft.

PS: Zu guter Letzt bin ich ein bissl schelmisch: Können Sie sich Tochters Master-These jemals merken?!: The source-sink balance effect on cluster development investigated on potted Vitis vinifera cv. Zweigelt plants

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