25. März 2016

katze
Lieber Linhart!
An der Grenze zwischen Slowenien und Kroatien werden unsere Pässe angeschaut. Sowohl von der Slowenischen als auch der Kroatischen Polizei. Im März 2016. Das ist befremdlich – obwohl ich diese entwürdigende Situation ja von frühen Reisen kennen sollte.
Ikea und H&M hingegen sind grenzüberschreitend allgegenwärtig. Brauchen die auch Pässe?

Seit Tagen bin ich mit jemandem wie Ihnen in der Kvarner Bucht unterwegs. Vielleicht stimmt das auch gar nicht und ich wünsch es mir bloß. Weil „Küste“ und „Meer“ so vielversprechend klingen. In meinen Ohren jedenfalls. Vor Kurzem herrschte hier noch Krieg. Handgreiflicher Krieg. So richtig mit Waffen und Toten und großer Weltpolitik. Diese Welt ermüdet mich. Ich möchte nichts weiter als Kaffee trinken, zu etwas späterer Stunde dann einen Aperol Spritz und keine anstrengenden Gedanken an Effektiven Altruismus oder Menschenrechte oder meine kleine privilegierte Welt verschwenden. Die Anschläge in Brüssel weisen mich wieder darauf hin, dass es sich schon vor längerer Zeit ausgeträumt hat.

In Lovran läuft mir eine Katze zwischen die Füße. Sie ähnelt unserer Katze daheim derart, dass ich mich für einen kurzen Moment brüskiert frage, wie sie das denn geschafft hat, uns bis hierher zu folgen. Natürlich verwerfe ich diesen Gedanken dann gleich wieder. Mein schlechtes Gewissen ob meiner bescheidenen Tierliebe hält nur so lange an, bis ich um die nächste Ecke biege und plötzlich fünf streunende Kätzchen erblicke.
Ein perfekter Malvasier im Glas. Sonne am Himmel. Ein Korb voller Brot und eine Schale mit frischem Knoblauch-Olivenöl-Petersilien-Gemisch. Mir gegenüber sitzt ein sympathischer Österreicher J. Und dann ertappe ich mich bei dem Gedanken, einem frisch- freundlichen Kellner eine ausschließlich wirtschaftliche Absicht zu unterstellen. So weit hab ich es kommen lassen mit meinem Misstrauen. Das Trinkgeld soll hoch ausfallen!

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