Mutters Neujahrsansprache.
Ich spreche mit meiner Mutter am Neujahrstag. Dieses Mal überrascht sie
mich mit einer ungewöhnlich fröhlichen Ansage: „Die Generationen nach mir sind derart lebensbejahend“, meint sie, „ich
glaub, es geht uns deshalb so gut, weil viele junge Menschen so positiv denken
und reden…Dass es einem gut geht, hat eben viel mit dem Denken zu tun…und dass
man Freude an einer Arbeit findet, hat mit dem Herzen zu tun…“
Mutter erzählt mir außerdem, dass sie
beim Nähen der Puppenkleider für die Puppen ihrer zwei jüngsten Enkelkinder
bemerkte, dass diese Verwandlung eines einfachen Stückes Stoff in ein
schmückendes Ensemble den Kleinen wie Zauberei vorkam. Die staunende
Begeisterung der beiden: eine unerwartete Wertschätzung.
Unlängst ging ich für zwei Stunden lang wortlos neben einem Mann durch den 16. Wiener Gemeindebezirk. Beide blieben wir für uns, in unsere Gedanken versunken. Trotzdem tat sich die Frage auf: Weshalb machen wir das?
Ein Freund ist krank.
Es ist laut im Kaffeehaus. Er ruft mich an. Wir telefonieren, verstehen einander
kaum. Hoffentlich sehen wir uns bald.
Für Sie, lieber Linhart diese drei Wahrnehmungen rund um den Jahreswechsel. Die Liebe, ein Ja zur Zugehörigkeit…meine momentane, tiefenentspannende Urlaubssituation lässt keinen anderen Schluss zu. Unter anderem so – und mit Schnapsbrennen – verbringe ich die „Schlankeltage“.
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