blut

Der Garten ist nicht nur reines Glück

Viel Blut muss ich lassen in den vergangenen Wochen. Bei der Blutabnahme im Krankenhaus spritz es unvorhergesehener Weise auf den Kittel der Schwester, auf den Fußboden. Es sieht aus wie nach einer Schlachtung. Die Schwester meint, mein Blut fließt unglaublich leicht und schnell.

Aus der Nase blute ich regelmäßig, zumindest einmal am Tag – Folge der abklingenden Verkühlung, der trockene Luft in den geheizten Räumen. 

Meine fruchtbare Phase als gebärfähige Frau möchte sich, bevor sie sich endgültig in den Wechsel verabschiedet, noch einmal aufbäumen, zeigen, woher Leben auch kommt.

Aus allen möglichen Körperöffnungen fließt er also, der Lebenssaft. Derart gestimmt suche ich meinen Garten auf, in einem Winter, der keiner ist. Blut in den Garten tragen? Blut im Garten ausbringen? Erinnere ich mich daran, in der Düngerabteilung eines Gartengeschäftes Blutmehl gesehen zu haben, lese ich im Internet nach:

„Blut enthält drei der essenziellen Makronährstoffe von Pflanzen: Stickstoff, Phosphat und Kalium.“ oder „Ich habe meinen Salat mit Menstruationsblut gedüngt“ oder Bei einer guten Hausfrau geht nichts verloren, sprach die alte Bäuerin zufrieden, und erzählt, sie würde mit dem Blut des eigenen Gatten ihre Blumen düngen. Mit Wasser verdünnt, versteht sich, und einmal pro Monat. So oft würde der gute Mann nämlich aus medizinischen Gründen zur Ader gelassen. Die Blumen seien zweifelsohne prächtig.“
Am Wochenende will ich den Hühnerstall ausmisten. Damit bin ich dann gut ausgestattet, was Dünger angeht. Vielleicht noch etwas Beinwell- und Brennesseljauche. Kein Blut heuer!

Kohelet 1 auf Tonscheiben, 2020

In meiner Werkstatt entstehen dieser Tage Worthandschmeichler. Der Prophet Kohelet hat dafür Pate gestanden. „Es gibt nichts Neues unter der Sonne“. Mich beruhigt das in Tagen träger Unentschlossenheit. „Die Sonne steigt auf und sie geht unter, alle Flüsse fließen ins Meer.“

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