Waldhühner

Um 6.10 beginnen die Vögel im Hof ein lautstarkes Konzert. 
Um 6.15 Uhr endet es abrupt.

Hühnerwald

Ich komm nicht los von den Hühnern. Ich hab den Hühnerstall ausgemistet. Das geschieht jedes halbe Jahr einmal. Danach geht’s mir immer gut. Der Dünger fürs kommende Gartenjahr in Kübeln und ein relativ sauberer Stall. Die Hühner fühlen sich gestört und gackern aufgeregt. Aufgschreckte Hendl. 

Unsere Hühner leben im Wald, aus dem sie ja ursprünglich kommen. Sie tun es in einer mehr oder weniger harmonischen Koexistenz mit den anderen Vögeln, die sich hier herumtreiben. Amseln, Spatzen, Buntspechte, Blaumeisen, Rotschwanzerl. Nur mit der Weihe gibt’s Probleme.

Unsere Hühner sind ausgesprochen große Tiere. An und für sich eher zum Verzehr gedacht. Beim Eierlegen sind sie jedenfalls keine Weltmeister. Aber niemand in unserem Haushalt hat die Tatkraft, sie zu töten. Zudem versuchen die Hühner, durch (relative) Schönheit zu betören – was sie allerdings mit (relativer) Dummheit wieder wett machen. Trotzdem möchten ich sie nicht missen.

Manchmal bekommen unsere Hühner Muschelsand ins Futter gemischt. Wir holen es vom Muschelberg, der hierzulande auch Hühnerberg genannt wird. Diese Muschelkalkablagerungen aus den Jahren, als Nexing noch eine Meeresbucht war, kräftig die Tiere und erinnert mich an eine Sehnsucht.

Kokons, Rakubrand, 2019

In meiner Werkstatt entstanden vor einiger Zeit Kokons.
Bei einem Hühnerei geh ich davon aus, zu wissen, was drinnen ist. Kokons lassen da schon mehr Interpretationsmöglichkeiten offen. Mitunter reizt es mich, den Kokon am Boden zerbersten zu lassen. Was verbirgt sich drinnen?

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