Sporblume


Die Ohnmacht der Sprache

Ich finde keine Wörter. Stammelnd zu beschreiben, welche blutig unförmigen Gebilde sich in meinem Körper befinden. Befunden haben. Die Nachgeburten meiner zwei Kinder wurden damals nach deren Geburt im Garten vergraben bzw. im großen Kachelofen verbrannt. Staub zu Staub. Asche zu Asche. Die Kinder leben. Diese Scheingeburt birgt kein Leben in sich. Auch nicht offensichtlich Vergrabens- oder Verbrennenswertes. Was da ist, muss raus. 


Derart konzentriert auf Existenzielles, fallen Gedanken nicht ein, sie fallen über mich her: Das absolute Jetzt nimmt man innerhalb von 3 Sekunden wahr und KrankenpflegerInnen sollten unbedingt leise Sohlen an den Schuhen haben und eine leise Stimme im Nachtdienst. Geht eine Liebe, die ohne Lust ist, tiefer?! 11 Uhr, unglaublich, wie die Zeit vergeht. Sieh dir das Licht an! In den langen Gängen und Nischen. Milchig-grell. Prallt es ab auf dem grün-gelb-roten Linoleumboden. Allein die Wände strahlen warm-beige. Ein Krankenhaus ist ein uninspirierter Ort. Und Hölderlins Susette meint zu all dem: „Zu sein, zu leben, das ist genug.“

Meine Zimmernachbarin im Krankenhaus lenkt mich ab, sie erzählt von prachtvollen, tief roten Sporblumen in ihrem Garten. Ich kenne sie nicht, diese Blume. Jetzt erwächst das Bedürfnis , auch in meinem Garten dafür einen Platz zu finden. Später, wenn manches vorbei ist…

In meiner Werkstatt entsteht immer noch nichts.

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