7. März 2016

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Ich kenn mich wieder einmal nicht aus.
Ich verschwinde in meinem Lebensraum.
Ich unterwerfe mich den natürlichen Bedingungen.
Mich stärker auszusetzen ist aber nicht (immer) von Glück begleitet.
Mit der Erfahrung von Vereinsamung betrete ich eine Innenwelt. Das wäre ohne Vereinsamung nicht möglich. Ein hoher Preis!

Ich? Ich? Ich?

Ist es wirklich sinnlos, dort Fragen zu stellen, wo keine Antworten zu erwarten sind?

Ein Zitat, gelesen in einer Ausstellung im MAK in Wien, hat mich tief getroffen:
Jammern ist dumm. Entweder du handelst oder du lässt es.“
Ich hoffe für Sie,
dass Ihnen Ihre Hände wohlgefällig sind !

29. Februar 2016

rhein
Liebe Plößnig!

Alle 4 Jahre ist ein Schalttag. Dieser Tag passt zu mir. Das Wesentliche ist immer vier Jahre alt, so wie die Himmelsrichtungen. Als Sie mir letztens schrieben, spielte ich, eigentlich erfolgreich, in der Wildpferdestadt Dülmen, nördlich des Ruhrpotts. Einen Tag später war ich das erste Mal in Köln.
13.2.2016
Apfel, Ingwer, Orange im Becher. In der Auslage: 8 Polizeiwagen am Platz vor dem Kölner Dom. Ort der niveaulosen kriminellen Silverstergrabscherei. Touristenherden um die Kirche mit den großen Doppeltürmen, die in der Gotik nicht finanzierbar waren. Kriegsphotos an der Dommauer. Zerstörung hat immer einen Namen. Seltsam, der Dom an sich überrascht mich nicht, nur seine Größe.
Viel von allem – viele Arbeitsplätze, viele Türken. Vieles ist nicht schön. Lieber das kleine Glück im großen Herzen, als Platzangst davor.
Stadtrundfahrt. Allein im Bus trotz vieler Touristen und leider nicht per Schiff am Rhein. Lustvolle Trauer oder traurige Lust? Mein Innen reagiert äußerst sporadisch.

“Ich möchte so gerne in einen Innenraum treten/Auf leisen Sohlen, splitternackt, ….. oder wenigstens Mitternacht.”

Kranhäuser am Rheinhafen für Gestörte. (“Gestopfte” nimmt mein Tablet nicht.) Soll ich im Schokolade-museumscafé am Fluss einen Kaukau trinken? Ich einige mich binnendemokratisch auf Aperolspritz und Bananen Crêpes, der rauhen See entgehend.
Ich kann mich nicht erinnern, je einen längeren Wintertag gehabt zu haben. Soviel Zeit auf einem Haufen Deutsch. Groß, breit und begradigt, so spiegelt der Rhein hiesige Verhältnisse.
Mein Hotelzimmer heute ist ein Schlafwagen. Von Köln nach Wien. Klingt zwar nicht nach Paris -Mailand, aber immerhin.

Ich kann keinen Balkon schenken/Wo sich das Abendrot in Blumen senkt/Ich kann nur das mentale Bild davon/In Seelenwelten pflanzen.

Ich kenne keine Linie/ Die nun einmal krumm uns sagt/ Beziehung ist gut aufgehoben/ Im Davor oder Danach.

Und kommt ein Sommer später/ Als geplant, doch früher als gemeint/Sitzen wir dann Hand an Hand/ In der Erinnerung von jetzt?”

P.S: 19.2.2016

Linz. Posthof. (Ihr Sohn hat heute Geburtstag.) Im Rad des Professionellen. Schön, ausgereizt, fluchtgefährdend. Und doch sind es auch nur Menschen, die hier extrem vorübergehend wohnen. Posthof, Zeitflucht am Hafen. Der Reiz des Internationalen zwischen Tatoo und Sprachwitz. Die Gesellschaft läuft jubeld davon und wir sitzen, wieder eigentlich erfolgreich, fast allein im Lokal.

 

12. Feber 2016

…schlank, fit, leistungsfähig bis ins Grab.
rotstiftmarthafeber
Das ist unsere neue Fastenzeit. Sie dauert in meinem Umfeld nicht mehr nur 40 Tage, wie es meine Eltern in ihrer Kindheit gewohnt waren, sondern das ganze Jahr über. Da halte ichs doch eher mit dem guten alten Kohelet, der da meinte, genieße das Leben, jeder Tag hat ohnehin seine eigene Sorge – oder so ähnlich…aber auch das ist nicht leicht!
In letzter Zeit höre ich sehr oft andere Menschen etwas sagen, das mir aus dem Herzen oder aus meinen Gedanken spricht. Zum Beispiel

Winzer Ott zur Motivation, Orange-Weine zu machen (Amphoren-Weine) „Ich wollte wissen, wie ein Grüner Veltliner schmeckt!“
oder Jimmy Schlager:
Mia zwa san wia de Fasån, schee zum Ånaschaun åba z’bled zum Fliagn…kennen Sie diese Liedzeile? Die gefällt mir. Sie ist so wahr. Obwohl das „schön zum Anschauen“ nicht unbedingt stimmt …das kommt auf die Liebe im Blick der Betrachterin oder des Betrachters an. Aber das Bild der Unfähigkeit zu fliegen, fängt genau jene Entfernung meiner Sehnsüchte zur Realität ein…sehen Sie, die Romantik lässt mich doch nicht los. Und sei es allein durch ihre Abwesenheit.

Linhart, wann haben Sie zuletzt etwas das erste mal gemacht?
Bei mir war es wohl das Erleben eines Ruggbymaches Wales gegen Irland in einem Pub in Wien via Fernsehübertragung. Sehr unwirklich!

PS: Bei Gelegenheit werde ich Ihnen einen schönen Rotstift schenken!

2. Februar 2016

Maria Lichtmess.
Früher das Ende der Weihnachtszeit. Heute bin ich über jede Erleuchtung dankbar. Sie schreiben schnell zurück.
In Ihre Kaffeewelt kann ich mich maximal hineindenken, aber mir schmeckt das Zeug einfach nicht, obwohl ich gerne auf einen „Kaffee“ gehe, im Magen kommt dann höchstens Tee an.
Bezüglich Ihrer Geschirrspüllogik gebe ich Ihnen einen Tipp als Mann mit sensorischem Blick: Lassen Sie sich nicht erwischen beim nicht so optimalen Einräumsystem, wie Sie es selber formulieren. Räumen Sie diese Schleuder heimlich ein und auch wieder aus und niemand wird Sie eines Blickes strafen.
Ja, ich bin innerlich voll beschäftigt. Ich schreibe an einem neuen Soloprogramm. Der Schreibvorgang an sich ist meist etwas Schönes, Erleichterndes. Aber der absolut notwendige Rotstift vor der Bühnenfassung schmerzt die Seele und erinnert an Zahnfleischbluten. Das ist dann das Ende der Romantik.
Romantik ist ein Kind, das noch nicht gehen kann, aber wenn sich Träumereien mit Realem (und umgekehrt) konfrontieren, kann es zu einem Fortschritt kommen, dann lernt das Kind sich zu bewegen.

Fahren Sie mit mir ans Meer? Wenn geht in den Osterferien, da wird Ihr Mann wohl im Weingarten zu tun haben …..
Linhart

30. Jänner 2016

Liebe Plößnig!
holland

Die Kommunikationsbedürfnisleiste bei Männern ist scheinbar anders.
Sie brauchen mir nicht auf den Leim gehen, ich bin kein Tischler. Ich fürchte, das hat die Natur so eingerichtet, dass Mann und Frau sich grundsätzlich missverstehen lernen, in guten Beziehungen halt mit professionelleren Techniken.

Ja, auch mein Sinn für Romantik ist nur ein Verdrängungsmechanismus, um von der beinharten Realität abzulenken. Bindung bindet. Freiheit auch. Aber ist der Satz „ich verstehe dich jetzt nicht“ nicht ein Aufschlagen einer Tür, die ins Freie geht und letzlich nichts anderes als eine konkrete Androhung eines Perspektivenwechsels?

Schauen sie, die männliche Beziehung zu einem Traktor ist trotz technischer Verwirrungen wesentlich einfacher, als die zu einer (Traum)frau.
Traumfrauen sind als Produkt von sinnlichen und übersinnlichen Vorstellungen, zwar nicht immer gesellschaftsfähig, aber dennoch so reell wie nur irgendetwas.

Ich träume oft von zwei Frauen gleichzeitig. Von einer, wo meine zärtliche Hinwendung erlaubt scheint und von einer, wo es  ganz allgemein gedacht als verboten gilt. In Summe ergibt das eine schöne Spannung, die mein Ego zwar nicht glücklicher macht, aber es wenigstens beschäftigt. Und was ist gegen eine Vollbeschäftigung von inneren Wertexperimenten  schon einzuwenden?
Tagträume handeln oft von nächtlichen Gefilden. Heute ist mir Ihre räumliche Distanz sehr nah.

Linhart

31. Jänner 2016

Er ist stark, wie eine bittere Arznei, die man freiwillig schluckt, eigentlich ohne zu wissen, warum.
Aber ich liebe ihn, ich brauche ihn, ich kann nicht leben ohne ihn!
kaffeeweb
Und dann kann es schon einmal passieren, dass hier und da so eine leere oder halb leere Tasse herumsteht in der Küche oder sonst wo, oder dass sie mehr oder wenig ordentlich in den Geschirrspüler gestellt wird von mehr oder weniger mir…

Frage: Gehören Sie auch zu jenen Unverbesserlichen, die es nicht aushalten, wenn den Geschirrspüler jemand bestückt, der alles falsch macht? Hassen Sie also auch jene Helferlein, die völlig unsensibel handeln gegenüber Ergebnissen von jahrelangen Testreihen zum Thema optimiertes Einräumen dieser Wundermaschinen?  Kennen Sie also auch solche FalscheinräumerInnen, die stellen, stecken und reihen ohne jeden Plan und tatsächlich meinen, sie haben die platzsparendste Methode entwickelt? Und räumen Sie dann, wenn endlich niemand mehr in der Küche ist und sich beim Geschirrspülereinräumen einmischen könnte, alles wieder um, um dem Chaos zu entgehen?

Und was hat das alles mit Romantik zu tun?
Mein Naserümpfen beim Hören dieses Begriffes muss ja irgendwoher kommen.
Auf welche Definition können wir uns einigen?
Romantik heißt:
schön sein und Schönes lieben?
oder
das Nachdenken, das  in eine andere als die alltägliche, begrenzte Welt und somit in die Freiheit führt?
oder
mit den Möglichkeiten des Scheiterns und Misslingens endlicher Wesen rechnen und in dem  Anflug von Tragik, der da mitschwingt, schwelgen?
oder
die regelmäßige Weltflucht durch Oberflächlichkeit und Realitätsverweigerung?
Ihren Verdrängungsmechanismus kann ich verstehen.
Die Art und Weise der Verdrängung allerdings nur sehr bedingt.

Zum Schluss noch eine wichtige Frage: Sie sind also innerlich vollbeschäftigt?

15. Jänner 2016

An etwas denken, das ich nicht denken wollte:

SilvesterMohar
Zum Beispiel an die menschenleeren Weiten von Island oder
an das Wolkenmeer tief unter der Asten (kein Handtuch ist von Nöten – nicht einmal Handschuhe! Jene hab ich auf dem Abstieg zum Glocknerblick verloren)  oder
an die Erbsensuppe, die ich morgen kochen werde.

Den wichtigen Gedanken, wem ist morgen zu helfen und ist überhaupt noch jemandem zu helfen, den denke ich dieser Tage am wenigsten. Diese Welt ist mir zu groß geworden in meiner Manteltasche.
Sie sind jetzt endlich und verdienterweise in Besitz eines Traktors, der sich in Erscheinungsweise und Gewicht anscheinend optimal für die Weingartenarbeit eignet. Nur ein Pferd wär noch weingartentauglicher.
Frage: Wär das ein nächstes Ziel für Sie? (und darauf erwarte ich mir eine Antwort!)

PS:
Selten, dass ich mich aufrege, aber:
Ihre monatelange Abstinenz mit 5 Zeilen wiedergutzumachen, scheint mir doch sehr gewagt . Selbst wenn Sie es mit poetischer Konzentration zu rechtfertigen versuchen, gehe ich Ihnen nicht auf den Leim! Traun Sie sich ruhig ran!

7. Jänner 2016

Liebe Plößnig

Dieses Foto habe ich aus den sozialen Medien wahrgenommen. Aus ihrer alten Heimat nicht wahr? Datiert mit 30.12.2015, um die Mittagszeit . Man könnte auch meinen, sie starten ins Frühjahr, jetzt mitten im Winter. Ein schmaler Weg über den Bergrücken. Imposante Tauernlandschaft.

Wie ist es, im Wolkenmeer zu baden?  Welche Art von Handtuch ist dafür notwendig? Die Sonne steht sehr tief, leuchtet ihnen entgegen, nicht nur herab.
Ich bin verliebt  …in dieses Bild.

2. November 2015

Es tut so gut, in einer Zeit zu leben, in der die Macht der Kirche schwindet. Das macht sie um so vieles gastfreundlicher und attraktiver, freier!

heckenroseweb
Das fällt mir zu Allerseelen in Anbetracht des Herannahenden Todes ein…dann fällt mir noch ein, wie wichtig es ist, in der Peripherie eine geistige Alternative zum sogenannten „Normalen“ zu suchen und v.a. zu finden. Das hab ich u.a. in der Eremitage in Wegscheid am Kamp entdeckt.

1.November 2015

tuerstiftzwettlweb
Heute gehört der Stiftsgarten mir.
Und der Sonne.
Ab Allerheiligen ist hier die Wintersaison eröffnet und mit ihr die geschlossene Pforte.

Ungeachtet dessen, wie das Wetter ist. Dass mir  vom Kaffeehaus kein Kaffee serviert wird, ist der kleinste Wermutstropfen.
Beim Frühstück ist mir der Hochmut der Anständigen aufgestoßen. Der liegt mir ohnehin noch im Magen. es ist annährend gleich anstrengend, die Welt retten zu wollen oder sie im Gleichgewicht zu halten. Beides eine Anmaßung. Wie gern wär ich unanständig anständig. Zufrieden eben mit dem eigenen Unvermögen und dem eigenen Können. Reicht das als Lektion für einen glücklichen Tag?